Zweiwege Bassreflex - Box mit Sica Studio Woofer und Tymphany Kalotte

In Anlehnung an die Quintessenz 2.5 ist in den letzten Monaten eine Zweiwege-Variante entstanden. Neben der Tatsache, dass es mit 20 Litern (noch) kompakt bleibt, sind als Neuerungen zu erwähnen, dass neben einer top-aktuellen Metall-Kalotte von Tymphany eine verbesserte Studio-Version des 6-Zoll Woofers aus dem Hause Sica zum Einsatz kommt. Ich spreche dabei vom Sica 6H 1,5 CP, der mit solidem Gußkorb, Polkernbohrung, 38mm Schwingspule und einigen anderen 'Nettigkeiten' daherkommt. In vorbezeichnetem Volumen spielt dieser linear bis 43Hz; bei wandnaher Aufstellung und leicht fallender Abstimmung sind sogar 39 bis 40Hz drin. Und mit fast +/- 5mm linearem Hub ist dabei Pegelfestigkeit garantiert.

Den Hochton-Part übernimmt die DA25BG08-08 aus dem Hause Tymphany; eine hervorragende Kalotte mit Metallmembran und weitreichendem linearen Frequenzgang. (Anmerkung: Da es mittlerweile sehr schwierig geworden ist, die 8 Ohm Version des HT zu bekommen, gibt es ergänzend mittlerweile eine Weichenversion für die 6 Ohm Version. Dies hat aber nur Einfluß auf die Details der Bauteile. Die hier grundsätzlich beschriebene Entwicklung bleibt davon unbetroffen!) Hier nun die Einzel-FGs der Chassis im Gehäuse auf Achse bei 1m Abstand gefenstert gemessen. Zunächst der Sica TMT:

Das ist nicht ganz ohne Probleme, weil hier bereits klar wird, dass dieser Töner nicht mit einem einfachen 12dB-Filter beschaltet werden kann. Wer hier versucht, einfach mit einer größeren Spule und parallelem Kondensator ans Ziel (Trennung bei >/=2kHz) zu kommen, nimmt einen Einbruch des FG im Grundton zwischen ca. 200 und 400Hz in Kauf, weil dieser Bereich, der sich beim unbeschalteten Chassis schon als minimale Senke zeigt, durch diese Art der Beschaltung weiter gesenkt würde. Und da dieser Bereich des Frequenzbandes mit über die empfundene Wärme und Fülle des Klangbildes entscheidet, sollte man dies tunlichst vermeiden.

Trotz dieser Problemstellung ist die unbeschaltete Messung des Sica wegen des weit in die oberen Mitten reichenden Frequenzganges gerade für eine Zweiwege-Box sehr vielversprechend. So misst sich der Spielpartner:

Der Tymphany HT zeigt einen beinahe grandios linearen FG. Die kleine Störung bei ca. 4,5kHz habe ich beim in das Gehäuse eingebauten Töner ähnlich gemessen, wie sie auch im Hersteller-Datenblatt bereits zu erkennen ist. Richtig eingesetzt (denn der Sica TMT braucht etwas 'Pflege', um linear zu spielen) lässt sich mit diesen Zutaten dieses hier bewerkstelligen:

Das Resultat kann sich sehen lassen, denn bis auf die minimale tönerimmanente Störung (vgl. dazu auch Datenblatt Hersteller) des HT bei 4,5kHz bietet die Box im gesamten FG perfekte Linearität. Der HT kommt dabei mit drei Bauteilen in der Beschaltung aus. Der Sica TMT braucht dann doch etwas mehr an Aufmerksamkeit, um so linear zu spielen; macht dann aber bis zur Trennfrequenz einen absolut souveränen Job und liefert dazu ordentlich Fundament im Bass.

Die Trennfrequenz wurde auch mit Blick auf das Verhalten der Box unter Winkeln bei etwas oberhalb von 2kHz festgelegt. Beide Töner machen das vollkommen problemlos mit und die Flanken der Töner verlaufen schön symetrisch zueinander.

Bei der Entwicklung der Box hatte sich gezeigt, dass Wahl der Trennfrequenz sowie Einbauposition des HT nicht ganz trivial sind, wenn es auch unter Winkeln 'zivilisiert' zugehen soll. Der Hochtöner, der auf Achse bereits von Haus aus grandios linear spielt, zeigte insbesondere bei 30° je nach Trennfrequenz die Tendenz, in Interaktion mit der Schallwand über den Achsen-FG zu schieben. Abhilfe brachten hier letztlich die breiten Avalon-Fasen an der Box, die damit nicht nur Design-Element sondern eine akustische Notwendigkeit sind. Damit sieht es dann so unter Winkeln aus (Messung 0-45°):

Das kann sich mehr als sehen lassen! Die leichte Aufweitung korrospondiert gut mit dem Dip auf Achse, sodass gemessen und gehört der Box ein nahezu vorbildliches Abstrahlverhalten bescheinigt werden kann und sie damit in den meisten Abhörsituationen / Wohnräumen funktionieren sollte.

Weil ich die Box u.a. auch an meinem Röhrenverstärker betreiben möchte, habe ich noch eine Impedanzlinearisierung für die Quintessenz 2.0 gestrickt:

Den Test an meinem Röhrenverstärker hat die Quintessenz 2.0 bereits bestanden; dabei bevorzuge ich dann allerdings die etwas tiefere Abstimmung im Bass (40Hz), bei der das BR-Rohr mit 5cm Durchmesser dann ungekürzt (14,5cm) verwendet wird. In der etwas höheren Abstimmung, bei der das Rohr auf 12cm gekürzt wird, macht die Quintessenz 2.0 an meinen Icepower Amps allerdings auch extrem Spaß; insbesondere bei etwas funkiger Musik. Das ist letztlich aber Geschmackssache und auch nicht ganz unabhängig von der Aufstellung.

Eine weitere Möglichkeit, die Box an den individuellen Hörgeschmack anzupassen, gibt es im HT. Ich habe die Box zwar linear abgestimmt, aber falls es (ja nach Geschmack oder Hörsituation) doch mal zu viel Hochton sein sollte, kann man durch Anheben des seriellen Widerstandes im HT-Zweig von 8.2 Ohm auf 10 Ohm den Pegel etwas zurücknehmen:

Bei mir spielt die Box in der linearen Abstimmung absolut auf den Punkt, ohne in kritischen Musik-Passagen auch nur im Ansatz 'am Ohr zu kauen'. Für Freunde des etwas übertriebenen Hochtons wäre es sogar denkbar, den Widerstand auf 6,8 Ohm zu senken. Da der Hochtöner aber aufgrund seiner Bauart im Superhochton unter Winkel noch etwas 'nachlegt', dürfte das unter gewöhnlichen Hörraum-Bedingungen nicht nötig sein.

Die Quintessenz 2.0 spielt absolut souverän mit solidem Tiefgang und bleibt dabei im besten Sinn unauffällig. Der Sica TMT bleibt auch bei höheren Pegeln vollkommen sauber. Die Tymphany Kalotte spielt dabei schön präzise auf den Punkt, ohne auch nur den Ansatz von Schärfe zu zeigen, die man bei einer Metallkalotte evtl. erwarten würde. Ich ertappe mich immer wieder dabei, mit deutlich gehobenem Pegel zu hören, weil die Quintessenz davon völlig unbeeindruckt spielt und das Musikmaterial stets gelassen und sauber reproduziert.

 

Die Daten der Quintessenz 2.0 im Überblick:

- bis zu 40Hz Grenzfrequenz

- 85dB Kennschalldruck

- extrem linear

- gutmütiges Verhalten unter Winkeln

- durch Impedanzlinearisierung geeignet für die meisten Röhrenverstärker

- enorme Pegelreserven durch fast einen vollen cm Hub des TMT und hochbelastbare Kalotte

- moderne Chassis aus aktueller Herstellung der jeweiligen Hersteller

- moderater Preis von ca. 120€

 

Die Frequenzweiche und die Details zur Entwicklung der Weiche sind hier zu finden. Den Bauplan des Gehäuses und die Informationen zur Bedämpfung gibt es hier.

Stand October 2017

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