Vor einigen Wochen machte mich mein Freund und DAU-Mitglied Alex (Donhighend) darauf aufmerksam, dass Monacor einen neuen Tiefmitteltöner mit Kevlar-Mambran im Portfolio hat. Zu diesem Zeitpunkt waren auf der Website des Herstellers grobe Angaben zum Chassis zu finden; die angegebenen TSP waren in sich aber nicht konsistent. (Monacor hat die TSP inzwischen korrigiert.) Glücklicherweise konnten wir über die Facebook-Gruppe des akustischen Untergrunds Kontakt zu Monacor herstellen und wenige Tage später, dank der Unterstützung von Monacor, als einige der Ersten in Deutschland ein Paar der neuen Kevlar-Chassis in den Händen halten. Ich habe dann sofort das Messequipment angeschmissen und den Chassis 'auf den Zahn gefühlt'. Folgende Parameter, die in sich konsistent sind, wurden ermittelt:
Obwohl wir ja bereits wussten, dass der SPH-174KE mit einem Stahlblechkorb kommen würde und wir wegen des von Monacor aufgerufenen Preises auch keine überzogenen
Erwartungen an die Haptik des Chassis hatten, waren diese TSP zunächst mal etwas ernüchternd. Mit der hohen Gesamtgüte schieden Bassreflexsysteme und einfache geschlossene Gehäuse als Behausung
für das Chassis (wenn es auch Bass liefern soll) aus. Alex und ich hatten dann einige Tage mit den TSP simuliert und vernünftige Abstimmungen für einen GHP-Einsatz und Verwendung in einer TQWT
gefunden. Wir entschieden uns dann schließlich für die TQWT, weil die Simulation eine Standbox versprach, die mit fast 30Hz unterer Grenzfrequenz eine sehr erwachsenen Bassperformance abliefern
sollte. Eine GHP-Box würde bei nicht wirklich ganz kompakten Ausmaßen deutlich weniger tief spielen.
Alex hatte schon zu einem recht frühen Stadium der Planung eine nahezu perfekte Simulation angestellt, die ich später nur noch in Details den realen Gegebenheiten angepasst habe. Die Simulation mit den King Sheets versprach zudem, dass bei weitreichendem Tiefgang der Box kaum mit Portresonanzen bzw. Mittelton-Müll aus dem Port zu rechnen sein würde:
Um dem Chassis diese Performance zu entlocken, war es allerdings nötig, die Querschnittsflächen der TQWT etwas außerhalb der gängigen Werte zu gestalten und vor
allen Dingen die Chassis-Position im hinteren Teil der Linie nahe des Ports zu definieren. Das macht soweit überhaupt keinen Unterschied für den Bau des Gehäuses; allerdings wollten wir den Port
nicht auf die Front der Box legen, sodass wir ihn daher auf die Seitenwand verfrachtet haben.
Es ist deshalb aber darauf zu achten, das Boxenpaar bzgl. der Seitigkeit des Ports spiegelbildlich zueinander aufzubauen. Ob später im Raum die Boxen mit den Ports
nach außen oder innen aufgestellt werden, kann nach Geschmack und Aufstellungsort entschieden werden; z.B. würde man sich bei Aufstellung in einer Raumecke vermutlich so entscheiden, dass der
Port nicht in die Ecke strahlt sondern in die Raummitte.
Wir wussten aus Messungen mit verschiedenen Testgehäusen, dass der SPH-174KE einen sehr weitreichend nutzbaren sowie linearen Frequenzgang hat. Um es ehrlich zu sagen; was der SPH-174KE evtl. an hochwertiger Haptik bzw. Optik vermissen lässt, liefert er an Ausgewogenheit beim Frequenzgang:
Das ist extrem linear bei weit nutzbarem Frequenzbereich. Auch bzgl. des vermutlich zu betreibenden Beschaltungsaufwandes zauberte uns der gemessene FG ein Lächeln ins Gesicht. Als Spielpartner für den SPH-174KE hatte uns Björn Westphal von Monacor die bekannte Kalotte DT-140 ans Herz gelegt. Zu dieser Kalotte mus man wissen, dass sie eine bauartbedingte schmalbandige Störung bei ca. 8kHz aufweist, die je nach Exemplar mal mehr mal weniger stark ausgeprägt sein kann. Diese zu vernachlässigende Störung machte uns allerdings weniger Sorge als die Position der Kalotte auf der Schallwand, denn dabei fanden wir keine Position, in der die DT-140 zu unserer Zufriedenheit spielte. Letztlich konnten wir in einer Schallwand mit großen Fasen der DT-140 einen Frequenzgang entlocken, der sich auf Achse sowie unter Winkeln vorzüglich präsentiert:
Mit diesen 'Zutaten' konnten wir mehr als gut leben. Ich hatte dann auf Grundlage der verfeinerten King-Simu schnell ein Testgehäuse gebaut und mich zunächst um die bestmögliche Bedämpfung gekümmert. Mit folgender Bedämpfung konnte ich das Verhalten des Ports erreichen, welches der Simulation entsprach:
Man sieht hier u.a. schön, wie der schmale Teil der Linie fast vollständig mit Sonofil ausgekleidet ist, während im hinteren Teil (eher unüblich) der TMT arbeitet und darunter ein akustischer Sumpf effektiv Mittelton-Anteil filtert.
Ich habe dann mit diesem Testgehäuse die Messungen für die Simuation der Frequenzweiche angestellt. Aufgrund der gutmütigen Einzelfrequenzgänge der Chassis konnte ich schnell mehrere gangbare Beschaltungsvarianten entwickeln. Am Ende haben Alex und ich uns für eine Variante mit höherer Trennung zwischen TMT und HT entschieden. Dies kam dem Charakter des TMT mit dem weitreichenden FG entgegen und stellte ein ausgewogenes Verhalten der Box unter Winkeln in Aussicht. Damit sollten wir Recht behalten.
Das ist absolut linear. (Die Störung bei 8kHz ist eine Eigenart der DT-140.) Beim Finetuning der Weiche habe ich den Bereich zwischen zwei und fünf kHz um ca. 0,5dB gesenkt, um eine etwas bessere Langzeittauglichkeit zu erreichen. Besonders erfreut sind Alex und ich darüber, dass es uns durch die Gestaltung der Schallwand und die hohe Trennung gelungen ist, ein wunderbar gelichmäßiges Abstrahlverhalten bei nahezu perfekter Symetrie der Filterflanken zu erzielen:
Die Impedanz ist dabei vollkommen 'unverdächtig' und unterschreitet die 5 Ohm nur geringfügig bei 450Hz. Die Box klingt dabei so, wie sie sich misst. Da nervt nichts, es gibt tiefen und konturierten Bass. Das gleichmäßige Abstrahlverhalten sorgt dabei für absolut langzeittaugliches Hörvergnügen. Sei es Jazz, Rock, Blues, ... die KevMo reproduziert das Musikmaterial unverfälscht und angenehm. Die Weiche gestaltet sich erfreulich einfach; außer standardmäßigem Hochpass- und Tiefpassfilter (inkl. Begradigung der Flanke) kommt die KevMo mit einem Spannungsteiler im HT und einer Korrektur des Bafflestep aus.
Wir glauben, dass die KevMo ein nachbauenswerter Lautsprecher ist, der aufgrund seiner Bassperformance, seiner Linearität und des Verhaltens unter Winkeln
überzeugen wird. Sollten diese Argumente noch nicht reichen, könnte es ja sein, dass ca. 65€ für die Chassis und 15-18€ für die Weiche es attraktiv machen, sich diesen absolut ausgewogenen
HiFi-Lautsprecher für den sprichwörtlich'schmalen Taler' zu bauen.
Die KevMo ist in der Tat nicht schwer zu bauen; lediglich die großen Fasen anzubringen erfordert etwas Aufwand, jedoch kein übermäßiges Geschick. Ein gutes Tutorial für das Anfertigen solcher Fasen ist auf Alex' Seite zu finden (welches ich hier auch verlinkt habe).
Ich habe zunächst damit begonnen, die Frontwand mit den bereits gefrästen Ausschnitten für die Chassis (einziges Teil mit 22mm Stärke) auf die Seitenwand aufzuleimen. Danach habe ich den Deckel der Box aufgeleimt und den zugehörigen Boden 88cm entfernt parallel dazu eingeleimt, um die nötige Innenhöhe der TQWT herzustellen. Als nächstes Teil wird die Rückwand aufgeleimt und schließlich der Innenteiler mit den entsprechenden Abständen, um die Linie zu falten. Den Zugang zum Weichenfach lasse ich (zunächst noch) offen.
Dann muss vor dem Aufleimen der zweiten Seitenwand die Dämpfung eingebracht werden. In dem Zuge kann auch gleich die Innenverkabelung für die Töner verlegt werden, weil die später nur schwer an der Bedämpfung vorbei gelegt werden kann. Dann unbedingt noch die Eckleisten (ca. 4,5 x 8cm) zur Unterfütterung der Schallwand einleimen, damit man später beim Anbringen der Fasen auf der Schallwand kein Loch produziert. Letztlich wird dann die zweite Seitenwand aufgeleimt. Nach der Trocknung des 'Rohbaus' werden die großen Fasen angebracht und die Box gefinisht. (Tipp: eine Anleitung zum Furnieren gibt es hier.) Wenn das gelungen ist, werden nur noch die Chassis in die Schallwand und die Weiche in den Sockel unter der Linie eingebaut.
Um sich das besser vorstellen zu können, gibt es hier den Bauplan der KevMo:
Nachstehend nochmal der Bauplan, aus dem die Funktion der Eckleiten gut hervorgeht. Man sieht in der Seitenansicht, dass diese Eckleisten nötig sind, um die Fasen
ohne Loch in der Frontwand anbringen zu können. Die seitlichen Fasen habe ich nach Alex Muster mit der Hilfe von Metall-Leisten angebracht. Die Fase über dem HT habe ich dann mit einem 45°-Fräser
hergestellt.
(Und zur Sicherheit hier nochmal: die Boxen bzgl. des Ports spiegelbildlich zueinander aufbauen!)
Für die Bedämpfung benötigt man pro Box zwei Matten Sonofil und eine Matte Noppenschaum. Die Sonofil-Matten werden in 21cm breite Streifen geschnitten. Mit einer Matte wird der Keil bedämpft, mit der anderen Matte der akustische Sumpf ausgekleidet. Der Noppenschaum wird ebenfalls in entsprechender Breite geschnitten. Zwei schmale Streifen finden im Keil unter dem Sonofil Platz, der Rest bildet den 'Rahmen' des akustischen Sumpfs unterhalb des Chassis.
Zum Schluß gibt es noch die Zuschnitte mit den Maßen, die mir einen problemlosen Aufbau der Kevmo ermöglicht haben. Der Zuschnitt mit den Maßen in der Qualität Spanplatte roh hat im örtlichen Baumarkt knapp 16€ gekostet.
(Die Eckleisten zur Unterfütterung sollten in 22mm Materialstärke sein und ca. 4,5cm x 7,5cm haben. Die Baumärkte fertigen Zuschnitte kleiner 10cm aber nicht an. Daher bietet es sich an, aus einem 10cm x 10cm Stück sich die Eckleisten selbst zu sägen und so einzuleimen, dass die sauberen Schnittkanten aus dem Baumarkt mit der Wand der Box abschließen.)
Wir hoffen die KevMo findet mit dem, was sie bietet, Nachbauer, denn sie ist trotz des günstigen Preises ein ausgewachsener HiFi-Lautsprecher mit tiefreichendem Bassfundament, linearem Achs-Frequenzgang und wirklich extrem gutmütigen Abstrahlverhalten.
Stand Sep. 2018