Gehäuse mit Fasen - chic und akustisch vorteilhaft

Je nach Gestaltung der Schallwand, der Position des Hochtöners auf selbiger, den Eigenschaften des Hochtöners, etc. weisen HiFi-Boxen spezifische Achsen- und Winkelfrequenzgänge auf. Meist wird ein weitestgehend linearer Achsenfrequenzgang angestrebt; zudem sollen die unter Winkel gemessenen Frequenzgänge im Vergleich zum Achsenfrequenzgang möglichst gleichmäßig abfallen. Wird dies nicht erreicht, ist bei einzelnen Frequenzen zu viel Energie im Hörraum und der Lautsprecher klingt in diesem Bereich nervig und angestrengt.

Dieses gewünschte Verhalten lies sich bei der Quintessenz 2.0 mit einer einfachen geraden Schallwand nicht erreichén, weil der Hochtöner in Interaktion mit der Schallwand und deren Kanten die Tendenz zeigte, insbesondere unter 30° über den Achsenfrequenzgang hinauszugehen. Um dem HT genau das 'auszutreiben' sind die Fasen an der Schallwand angebracht. Die sehen also nicht nur chic und etwas stylisch aus, sondern sind notwendig, damit die Quintessenz 2.0 im Hörraum vernünftig funktioniert.

Diese Fasen sind effektiv die einzigen kleinen Hürden, die beim Bau zu bewältigen sind, da das Gehäuse ansonsten ein einfacher Quader aus 6 Brettern ist.

Auch die Bedämpfung ist recht simpel gehalten. Die Wände werden mit Noppe ausgekleidet und unterhalb des TMT und hinter dem HT wird Sonofil eingebracht. Dabei das Sonofil nicht (zu fest) stopfen, sondern so einbringen, dass es als gefaltetes Stück oder Ballen gut und sicher zwischen dem Noppenschau Halt findet.

Wie bereits gesagt; die Quintessenz wäre eine einfache 'Bretterbude' aus sechs Stücken Holz, wären da nicht die schicken Fasen. Beim Anbringen  solch größerer Fasen würde man Löcher an den Ecken der Box fräsen / sägen / schleifen, weil dort trotz der 22mm Stärke des Holzes nicht genug 'Futter' wäre. Deswegen braucht man zum Bau neben der sechs Bretter noch zwei kleine Holzstückchen, mit denen man die oberen Kanten der Box 'hinterfüttert', um genug 'Fleisch' für die Fasen zu haben. (Zwei kleine quadratische Stückchen von  4cm x 4cm oder 5cm x 5cm reichen aus. Die muss man sich ggf. selbst zurechtsägen , weil die Baumärkte so kleine Stücke nicht schneiden.) Deshalb müssen diese beiden kleinen Stückchen beim Bau in die oberen zwei Ecken aus Deckel, Front und Seitenwand eingeklebt werden.

Daraus ergibt sich folgende Liste aus 22mm Spanplatte für den Zuschnitt:

- zwei Stücke 18,2cm x 29,0cm (Deckel und Boden)

- zwei Stücke 18,2cm x 42,0cm (Front und Rücken)

- zwei Stücke 33,6cm x 42,0cm (Seitenwände)

- zwei Stücke   4,0cm x   4,0cm (Eckleisten)

Das Anbringen der Fasen ist nach dem Zusammenleimen eigentlich kein allzu großer Aufwand. Mein Freund Alex hat hier einmal exemplarisch gezeigt, wie es geht.

Die Leisten zum Sägen der seitlichen Fasen werden so angebracht, dass die Leiste auf der Front der Box 8,5cm an der vorderen Kante der Box nach innen wandert. Die Leiste auf der Seite der Box wird 4,0 - 4.5cm an der seitlichen oberen Kante nach hinten versetzt. Beide Leisten treffen sich bei 20cm von oben an der Schallwand.

Wenn damit dann die seitlichen Fasen angebracht sind und gleichmäßig geschliffen sind, wird noch die Fase über dem HT angebracht. Dazu werden dann einfach die Leisten auf der Front und auf dem Deckel der Box in 2,5cm Abstand zur verbliebenen Kante angebracht und der Überstand zwischen den Leisten entfernt (wie gehabt vorsichtig sägen oder schleifen).

Das Gestalten dieser schönen Fasen ist am Ende leichter als man denkt und so bekommt die Box neben dem akustischen Feinschliff auch ihre besondere Optik. Das so gestaltete Gehäuse kann dann lackiert oder furniert werden. Beim Furnieren dann bitte darauf achten, die Fräsungen für die Chassis erst nach dem Furnieren zu fräsen. Vorher bitte erst zwei, besser 3 Schichten Holzsiegel aufbringen, damit das Furnier nicht ausreißt und schön konturierte Fräsungen entstehen. Danach dann die letzten beiden Schichten Holzsiegel auftragen, um den letzten Rest der hochwertigen Optik zu erreichen und ggf. leichte Kratzer des Fräszirkels zu beseitigen. Wie bei der Weiche der Quintessenz 2.0: etwas Aufwand, der sich aber absolut lohnt!

Stand Nov. 2017